Barrierefrei durch Amsterdam – Wie ein Tagestrip gelingen kann
Malerische Häuser, weit verzweigte Grachten, historische Brücken und nicht zuletzt dieses besondere, holländische Flair. Amsterdam ist eine einzigartige Stadt, wer einmal dort war, verliebt sich sofort. Doch wir wollen ehrlich sein: Amsterdam ist eben auch eine Großstadt. Viele Menschen, engen Gassen, schmale Gehwege und wenn man nicht aufpasst, kann es schnell passieren, dass man von einem rasenden Radfahrer über den Haufen gefahren wird. Klingt auf den ersten Blick nicht gerade nach dem passenden Pflaster für Handicap-Reisende?! Wie ein Ausflug in die niederländische Hauptstadt trotzdem gelingen kann.
Plant einen Tag
Auch wenn Amsterdam ohne Frage genug Programm und Attraktionen bereithält, um hier eine ganze Woche zu verbringen, empfehlen wir euch, euren Besuch kurz und dafür intensiv zu gestalten. Der Wechsel von einer beruhigten Ferienhaus-Umgebung in das Treiben einer Großstadt, ist für Menschen mit Behinderung oft schon als solches anstrengend, weil plötzliche viel mehr Reize auf sie einströmen. Hinzu kommen neue Orte, an denen der barrierefreie Zugang erst gefunden werden muss. Ein Tagesausflug reicht daher für die meisten völlig aus.
Öffentliche Verkehrsmittel vorab recherchieren
Der Verkehr in Amsterdam ist nicht auf Autos ausgerichtet. Wegen des Grachtensystems gibt es viele Einbahnstraßen und verkehrsberuhigte Bereiche. Es empfiehlt sich daher, die Stadt entweder zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Dazu konkret folgende Informationen:
Busse: Alle Busse verfügen über einen Niederflurbereich, festgelegte Stellplätze für Rollstühle sowie eine ausklappbare Rampe für den Ein- und Ausstieg. Rollstühle und Gehwagen müssen Maximalmaße von 170 cm Länge, 70 cm Breite und 109 cm Höhe haben. Elektro-Mobile und Scooter sind in Bussen nicht gestattet.
Straßenbahnen: Grundsätzlich finden sich in allen Trams in der Stadt Stellplätze und ausgewiesene Sitzplätze für gehbehinderte Personen. Allerdings verfügen nur die neueren Straßenbahn-Modelle über eine breite, rollstuhlgerechte Tür mit ebenerdigem Einstieg. Die älteren Modelle müssen über zwei Stufen am Eingang bestiegen werden. Elektro-Mobile sind bis zu einer Länge von maximal 120 cm, 70 cm Breite und 109 cm Höhe erlaubt.
Züge: Die Nahverkehrszüge in den Niederlanden sind ebenerdig vom Bahnsteig aus zugänglich. Die überregionalen Züge (InterCitys) müssen über Stufen oder eine vom Zugpersonal montierte Rollstuhlrampe bestiegen werden. Eine Um- oder Einstiegshilfe kann telefonisch bei der nationalen Eisenbahngesellschaft unter +31 (0) 3023 57822 angemeldet werden.
Fähre: Die öffentlichen Fähren, die zwischen Hauptbahnhof und Amsterdam Noord über den Fluss IJ verkehren, sind kostenlos und alle barrierefrei zugänglich. Es gibt breite Rampen und jede Form der Mobilitätshilfe ist an Bord erlaubt.
Taxi: Die meisten Taxiunternehmen in Amsterdam transportieren nur gehbehinderte Personen, deren Rollstühle sich zusammenfalten und im Kofferraum transportieren lassen. Taxianbieter, die jede Form von Gehhilfe transportieren und auch über einen Lift verfügen, sind beispielsweise taxirolstoel.nl und taxibrouwer.nl. Beide Anbieter sollten mit mindestens einer Stunde – besser mit 24 Stunden – Vorlauf bestellt werden.
Ihr braucht die GVB-App
Die App des örtlichen Verkehrsunternehmens GVB ist für die Planung eines barrierefreien Aufenthalts in Amsterdam unverzichtbar. In der App können die Option „Barrierefreies Reisen“ und „Weniger Fußweg“ ausgewählt werden. Außerdem kann sehr spezifisch angegeben werden, mit welcher Art von Mobilitätshilfe man unterwegs ist und welche Maße diese hat. Die Kriterien werden dann bei der Berechnung der Routen – egal ob Verbindung mit Öffis oder Laufstrecke – berücksichtigt. Zudem können die Suchergebnisse noch nach maximaler Einstiegshöhe in ein Fahrzeug gefiltert werden. Auf den Karten wird für jede Bahn- oder Busstation der Grad der Barrierefreiheit vermerkt. Die verfügbaren Sprachen in der App sind Englisch und Niederländisch. Sie ist für iOS- und Android -Geräte kostenlos erhältlich.
Mit dem Rollstuhl aufs Boot
Eine Grachten-Rundfahrt ist Pflicht in Amsterdam, so erhält man einen guten Überblick über die Stadt. Einige wenige Reedereien bieten Kanalrundfahrten mit rollstuhlgerechten Booten an. Dazu gehören BlueBoat und Pannenkoekenboot. Letztere bieten sogar ein holländisches Pfannenkuchenbuffet an Bord, allerdings befindet sich die Toilette hier auf einem anderen Deck als die Rolli-Stellplätze. Eine Grachtenfahrt dauert in der Regel 1,5 Stunden und kostet 20-25 Euro pro Person. Die meisten Anbieter bieten um vorherige Anmeldung der Rollstühle.
Ab ins Museum und zum König
Amsterdam beherbergt eine Vielzahl beeindruckender Museen, von denen die meisten barrierefrei zugänglich sind. Dazu zählen beispielsweise das Van Gogh-Museum, das Nationalmuseum Rijksmuseum oder das Nxt Museum, das sich moderner Medienkunst widmet. Das holländische Tourismusbüro hat auf seiner Website eine Liste mit allen rollstuhlgerechten Museen aufgeführt. Auch der königliche Palast, der Paleis op de Dam, ist bestens auf Besucher mit Behinderungen vorbereitet. Alle Zugänge sind barrierefrei, es gibt Aufzüge, rollstuhlgerechte Toiletten und auch Rollstühle und Gehstöcke zum Ausleihen.
Überzeugt? Wir freuen uns über eure Fotos und Erlebnisberichte aus Amsterdam!